In dieser Vitrine befinden sich persönliche Gegenstände von Menschen, die in Malý Trostinec ermordet wurden. Sie stammen aus Massengräbern aus diesem Ort nahe Minsk im heutigen Weißrussland.

Es handelt sich um verschiedene Gefäße, einen Kamm, zwei Münzen und eine Tablettendose, die ein in Wien hergestelltes Schmerzmittel enthielt. Diese Gegenstände trugen die Menschen bei ihrer Ermordung bei sich.

Nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 zielte der nationalsozialistische Staat nicht mehr auf Vertreibung, sondern auf massenhafte Ermordung ab. Es begannen systematische Deportationen in Konzentrations- und Vernichtungslager vor allem im Osten Europas.

Die nach Malý Trostinec deportierten Jüdinnen und Juden wurden sofort nach ihrer Ankunft in eigens präparierten Gaswägen oder durch Erschießungen in Wäldern ermordet. Nach Auschwitz-Birkenau ist Malý Trostinec der Ort, an dem die meisten österreichischen Jüdinnen und Juden ermordet wurden.

Zehn Transporte mit je rund 1.000 Menschen gingen direkt aus Österreich nach Minsk bzw. Malý Trostinec. Die Züge fuhren vom Aspangbahnhof mitten im dritten Wiener Gemeindebezirk ab. Die Menschen wurden für alle sichtbar in Lastwägen quer durch die Stadt zum Bahnhof verbracht: Der industrielle Massenmord begann unmittelbar vor den Augen aller am helllichten Tag.

Neben Jüdinnen und Juden waren es Roma und Romnija und Menschen mit Behinderung, die systematisch deportiert und ermordet wurden.
Opfer von Lagerhaft, Verfolgung und Mord wurden darüber hinaus nicht nur Gegnerinnen und Gegner des Regimes, sondern auch sogenannte Asoziale, Homosexuelle, Zeuginnen und Zeugen Jehovas sowie Männer, die den Dienst in der Wehrmacht verweigerten.

Die Erfahrungen der Massenverbrechen des Nationalsozialismus stellten die Errungenschaften der menschlichen Zivilisation grundlegend infrage und führten dazu, dass sich nach dem Ende der NS-Herrschaft eine internationale Zusammenarbeit in Form der Vereinten Nationen, der UNO, bildete. Eine ihrer ersten und wichtigsten Handlungen war die Verfassung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.