Gleich zwei Mal ließ sich Frederic Benson – hier auf der rechten Seite – mit dem Mörder seines Vaters fotografieren.

Als 18-Jähriger war Fritz Berger, wie er damals noch hieß, im August 1938 von Innsbruck nach London geflüchtet. 1946 kam er als Frederic Benson und Leutnant der britischen Armee nach Österreich zurück. Sein Vater Richard Berger war nur wenige Wochen nach der Flucht seines Sohnes im November 1938 ermordet worden.

Frederic Benson gelang es, jenen SS-Mann ausfindig zu machen und zu verhören, der für die Morde an seinem Vater und anderen prominenten Tiroler Juden verantwortlich war. Es ist der Mann, der hier beide Male geradeaus in die Kamera blickt. Die beiden Fotos entstanden bei diesen Verhören.

Im März 1938 hatten die Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen die Macht in Österreich übernommen. Wenige Monate später, in der Nacht vom 9. auf den 10. November, veranlasste das NS-Regime einen Gewaltausbruch gegen die jüdische Bevölkerung im gesamten Deutschen Reich, auch als Novemberpogrom bezeichnet.

Als Vorwand für die systematisch organisierte Gewalt diente ein Attentat: In Paris hatte zwei Tage davor der 17-jährige Herschel Grynszpan auf einen deutschen Diplomaten geschossen, aus Protest gegen die NS-Gewalt gegen Jüdinnen und Juden. Die NS-Führung inszenierte daraufhin einen angeblich „spontanen Ausbruch des Volkszorns“.

Im ganzen Deutschen Reich wurden in dieser Nacht Synagogen und Bethäuser zerstört, Wohnungen und Geschäfte verwüstet. Tausende jüdische Männer wurden festgenommen und misshandelt, in Konzentrationslager gebracht oder unmittelbar ermordet. Besonders brutal waren die Vorfälle in Innsbruck. Dort wurden vier Männer ermordet.

Eines der Opfer war Frederic Bensons Vater, Richard Berger, Ingenieur und seit Kurzem Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg. Ein SS-Kommando unter dem Juristen Gerhard Lausegger übernahm den Auftrag, ihn „unauffällig und geräuschlos“ aus dem Weg zu räumen.

Das aus wahrscheinlich sechs Personen bestehende Kommando läutete um halb drei Uhr nachts bei Bergers Wohnung an und verschaffte sich Zutritt zu dieser. Die SS-Männer verhafteten Richard Berger und brachten ihn zu einer Stelle nahe dem Fluss Inn, etwas außerhalb der Stadt. Dort zerrten sie ihn aus dem Auto, erschlugen ihn mit einem Stein und warfen seinen Körper in den Fluss. Die Leiche tauchte wenig später auf, die Behörden verschleierten den Mord. Frederic Benson war zu dieser Zeit bereits in London, sein Bruder in Palästina.

Frederic Benson verhörte Lausegger im Jahr 1946. Kurz danach gelang Lausegger die Flucht. Er setzte sich 1947 nach Argentinien ab. Wie viele andere Täter und Täterinnen konnte er dort strafrechtlicher Verfolgung entgehen. Er lebte unbehelligt bis zu seinem Tod 1966.

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