Sie stehen vor dem Porträt der Schriftstellerin Edith Salburg. Ihre Geschichte steht in der Ausstellung als Beispiel dafür, wie sich die neu gezogenen Grenzen auf das Leben einzelner Menschen auswirkten.

Edith Salburg war in etwa gleich alt wie Adelheid Popp. Auch sie hatte sich schon in der Monarchie politisch positioniert, jedoch auf andere Art und Weise.

Salburg wurde 1868 in eine adelige Familie geboren, wuchs in Graz auf, besuchte das Gymnasium und wurde vom deutschnationalen Umfeld und Kulturleben der Stadt beeinflusst. Mit ihrem Ehemann lebte sie später im Trentino, das heute zu Italien gehört und damals Teil der Habsburgermonarchie war. Den Ersten Weltkrieg verbrachte sie vor allem in der Schweiz.

Sie hatte früh zu schreiben begonnen und widmete sich in ihren Werken sozialkritischen Themen. Obwohl sie selbst Adelige war, kritisierte sie die Monarchie und den Adel. Ihre politische Einstellung ließ sie in ihre Bücher einfließen. Als Deutschnationale betrachtete sie alle Deutschsprachigen als Teil einer „deutschen Nation“, die anderen „Völkern und Nationen“ überlegen sei, und sie war der Meinung, all diese Menschen sollten einen gemeinsamen Staat haben.

Die 1918 in Wien ausgerufene Republik nannte sich Deutschösterreich, weil damit auch der Anspruch auf eine Vereinigung mit der Deutschen Republik erhoben wurde. Es schien, als hätte sich Salburgs Wunsch erfüllt. Der „Anschluss“ Österreichs an Deutschland wurde jedoch 1920 von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs verboten.

Nach dem damals geltenden Gesetz war die Staatsbürgerinnenschaft verheirateter Frauen jene des Ehemannes. Da ihr Mann auf dem Gebiet der späteren Tschechoslowakei geboren worden war, wurde die deutschnationale Österreicherin Edith Salburg im Jahr 1921 zur Tschechoslowakin. In ihrer Autobiografie aus dem Jahr 1928 bezeichnete sie sich daraufhin als „staatenlos“. Sie schrieb: „Ich stehe allein im Leben. Losgelöst von dieser absterbenden Heimat von gestern bin ich und vertrete als mein Lebensziel den Gedanken dieses Zusammenfließens meiner deutschösterreichischen Heimat mit dem Reiche.“ Zitat Ende.

Nach dem Ersten Weltkrieg übersiedelte sie nach Bayern, dann nach Dresden und bekannte sich ab den späten 1920er Jahren offen zum Nationalsozialismus. Die nationalsozialistische Weltanschauung übertrug sie in ihren Romanen in Populärliteratur.

Salburg starb 1942. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ihre Werke in Österreich auf die Liste der gesperrten Bücher gesetzt.

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