Konsum und Krise: Vom Wachstum und seinen Grenzen
„Ab 1948 begann für uns der große Aufschwung! Das Erste, was wir bekamen, war ein Puch-125er-Motorrad. Die Liebe ging so weit, dass wir diese Maschine vor unserem Bett aufstellten und sie bis zum Einschlafen betrachteten. Als Nächstes war der sehnlichste Wunsch meines Gatten – ein Auto. Vorerst aber wollten wir auch ein Kind.“
So erinnert sich die Zeitzeugin Wilhelmine Hinner an die Nachkriegszeit. Auch hier in der Ausstellung finden Sie ein Motorrad, das Puch-Modell MS 50, dahinter verschiedene Haushaltsgeräte aus dieser Zeit.
Nach den harten Jahren des Zweiten Weltkriegs und der unmittelbaren Nachkriegszeit erfolgte in Österreich ein starker wirtschaftlicher Aufschwung. Das verfügbare Einkommen der Österreicherinnen und Österreicher stieg an, zugleich wurden die Konsumgüter durch Massenproduktion billiger.
Die sichtbaren Zeichen des Aufschwungs und der Modernisierung waren neue Küchen nach amerikanischer Art mit Kühlschränken, die ersten Waschmaschinen, Staubsauger und Fahrzeuge – Fahrräder, Motorräder und das Auto, das an der Spitze der materiellen Errungenschaften stand. Mit der Mobilität stieg auch der Wunsch, auf Urlaub zu fahren. Mit dem eigenen Auto wurden die ersten Familienurlaube unternommen, auch schon ans Meer.
Lange hinterfragten wenige die Fortschritts- und Wachstumsorientierung. Ende der 1960er Jahre jedoch wurden weltweit die Auswirkungen des Massenkonsums und der stetig steigenden Mobilität auf die Umwelt sichtbar.
Im Jahr 1972 veröffentlichte die gemeinnützige Organisation Club of Rome den Bericht „Grenzen des Wachstums“. Dieser führte die Dringlichkeit einer internationalen Umweltpolitik vor Augen. Gleichzeitig wurden Anfang der 1970er Jahre Umweltschutzorganisationen gegründet, die teilweise heute noch agieren, darunter die bekanntesten, Greenpeace und WWF.
Im Jahr 1973 führten politische Entwicklungen im Nahen Osten zur ersten „Ölpreiskrise“. Erdöl war bis dahin immer günstig und in großen Mengen verfügbar gewesen. Nun wurde spürbar, wie abhängig der Wohlstand der Industriestaaten von Erdöl und damit von globalen Entwicklungen war. Der euphorische Glaube an den stetigen Fortschritt wurde gedämpft.
In Österreich reagierte man unter anderem mit der Einführung des „autofreien Tages“: Wer ein Auto besaß, musste sich für einen Wochentag entscheiden, an dem man sein Auto stehen ließ. Die Energieferien, heute als Semesterferien bekannt, wurden eingeführt, um in Schulen und öffentlichen Gebäuden in der kältesten Zeit Energie zu sparen. Fieberhaft wurde eine neue Energieform entwickelt, die Atomkraft, um die es in der nächsten Station gehen wird.
Mit dem Konsum entstand auch eine Wegwerfgesellschaft. Eine enorme Produktion von Müll ist bis heute die Folge. Die erste Müllverbrennungsanlage Österreichs wurde im Jahr 1964 in Wien eröffnet. Im Lauf der Jahre entstand ein verstärktes Bewusstsein für die Müllentsorgung und für die Wiederverwertung. Zur gleichen Zeit stieg der Material- und Energieverbrauch in Ländern wie Österreich rasant an.
Die Umsetzung einer tatsächlich wirksamen Kreislaufwirtschaft – nämlich die Berücksichtigung einer Wiederverwendbarkeit von Produkten bereits während des Design- und Herstellungsprozesses – liegt heute in weiter Ferne.