„Blut und Boden“: Rassenpolitik und Naturschutz im Nationalsozialismus
Mit dem sogenannten „Anschluss“ im März 1938 wurde Österreich Teil des nationalsozialistischen Deutschen Reichs. Begründet wurde das damit, dass Österreicherinnen und Österreicher Deutsche seien und dass Österreich „deutscher Boden“ sei.
Das Objekt, das Sie vor sich sehen, ist eine Schatulle, die – so ihre Bezeichnung – „heilige Erde der Ostmark“ enthält. Sie wurde angefertigt für eine Ausstellung in Berlin im Mai 1938.
„Ostmark“ war eine Bezeichnung für das Gebiet von Österreich innerhalb des Deutschen Reichs. Die neun Fächer der Schatulle enthalten Erde und zeigen Wappen. Es handelt sich um Erde aus den Bundesländern, die bald danach aufgelöst wurden.
Der Zusammenhang zwischen Erde, Boden und Mensch war zentral für die nationalsozialistische Weltanschauung. Die „Erde“ und der „Boden“ wurden im Deutschen Reich als „heilig“ dargestellt. In dieser Vorstellung waren die Menschen und ihre – behaupteten – Merkmale verbunden mit dem Ort, zu dem sie vermeintlich „gehörten“. Die sogenannte Rasse, der eine Person der nationalsozialistischen Ideologie zufolge unveränderbar angehörte, wurde mit der Vorstellung von „Blut und Boden“ verknüpft. Mit der Idee der „Rasse“ rechtfertigten die Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen nicht zuletzt die systematische und massenhafte Ermordung von Menschen, die als nicht „deutsch“ bzw. „arisch“ definiert wurden.
Die Vorstellung der Verbindung von „deutschem“ Boden und den als „arisch“ definierten Menschen wurde wiederum als „naturgegeben“ und schützenswert wahrgenommen. Für die Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen leiteten sich aus diesem Naturverständnis bestimmte Konsequenzen ab. Dazu zählt auch die Einführung eines ersten „Reichsnaturschutzgesetz“ im Jahr 1935.
Die Auswirkungen dieses Gesetzes hielten sich in Grenzen, Ausnahmen für die Wehrmacht, den öffentlichen Verkehr und Wirtschaftsbetriebe waren bereits im Paragrafen 6 des Gesetzes definiert. Am Beispiel des „Reichsnaturschutzgesetzes“ lässt sich festhalten, dass es keinen neutralen Begriff von Natur und Umweltschutz geben kann: Jedes Sprechen von Natur ist mit einer Form von politischem Interesse verbunden.
Mit dem Naturschutzverständnis des Nationalsozialismus war der groß angelegte Eingriff in die Natur durchaus vereinbar. Mehr dazu erfahren Sie in der nächsten Station.