Gentechnik und Landwirtschaft: Ein Volksbegehren prägt die Debatte
Mit mehr als 1,2 Millionen Unterschriften zählt das Gentechnik-Volksbegehren zu den absoluten Spitzenreitern der österreichischen Volksbegehren. Es lag 1997 zur Unterschrift auf. Die Forderungen lauteten: kein Essen aus dem Genlabor in Österreich, keine Freisetzung genmanipulierter Lebewesen in Österreich, kein Patent auf Leben.
Das Plakat, das Sie hier sehen können, stammt von der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und war Teil der Kampagne, die zum Unterschreiben des Volksbegehrens motivieren sollte. Es zeigt die drastische Vorstellung einer genmanipulierten Kuh auf der linken Seite.
Die Diskussion rund um die Verbreitung von Gentechnik zeigte Wirkung. Bis heute ist es in Österreich nicht erlaubt, gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen. Lebensmittel, die gentechnisch veränderte Pflanzen oder Tiere enthalten oder aus ihnen hergestellt wurden, müssen gekennzeichnet werden. Der Import von gentechnisch veränderten Organismen ist inzwischen jedoch erlaubt, dies betrifft in Österreich vor allem Futtermittel für Tiere, wie gentechnisch veränderten Mais oder Soja. In der EU gilt ein strenges Gentechnikrecht, das gentechnisch veränderte Produkte prüft und eine Kennzeichnung vorschreibt.
Gentechnik bezeichnet den gezielten Eingriff in das Erbgut von Lebewesen, um die Erbinformation, die DNA, zu verändern. Damit sollen bestimmte Eigenschaften weitergegeben werden. 1973 gelang es erstmals, Erbinformation von einem Organismus auf einen anderen zu übertragen. Seither hat sich das Forschungsfeld rasant weiterentwickelt.
Die sogenannte grüne Gentechnik, also die gentechnische Veränderung von Pflanzen, spielt in der Landwirtschaft eine große Rolle. Vor allem in Nord- und Südamerika sowie in Indien und Südostasien werden gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Sie werden so verändert, dass sie widerstandsfähiger sind, etwa gegen Krankheiten, Schädlinge, Hitze oder Kälte, oder bestimmte Eigenschaften erhalten, etwa dass sie mehr Vitamin A enthalten.
Kritiker und Kritikerinnen weisen auf unerforschte wie auch bereits bekannte Risiken hin. Demgegenüber stehen oft wirtschaftliche Interessen, die Debatte verläuft nicht immer sachlich.
Fakt ist: Gentechnik ist in viele Lebensbereiche vorgedrungen, ohne dass es den meisten Menschen bewusst ist. Ein Großteil der weltweit produzierten Baumwolle stammt aus gentechnisch veränderten Pflanzen. Auch in der Medizin wird Gentechnik angewendet, etwa bei der Produktion von Impfstoffen oder von Insulin.
Nicht nur die Gentechnik, sondern auch andere moderne Züchtungsmethoden können inzwischen so kleine Eingriffe vornehmen, dass sie von pflanzeneigenen Prozessen nicht mehr zu unterscheiden sind. Die Frage danach, was „natürlich“ ist, bekommt in dieser Diskussion ganz neue Dimensionen.