Sie können hier Fotos auswählen und an der Wand vor sich so anordnen, wie Sie sie gern in der Ausstellung hinterlassen wollen.

Die Fotografien kommen aus den Kameras von Madame d’Ora und Lothar Rübelt und zeigen die Inszenierung von Alltag, Kunst und Sport in den 1920er Jahren.

Madame d’Ora ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Wiener Moderne. Als 23-Jährige hatte sich Dora Kallmus, so ihr bürgerlicher Name, ihre erste Kamera gekauft und den Entschluss gefasst, professionelle Fotografin zu werden. Dies war im Jahr 1904 nicht unbedingt das, was man von einer Frau erwartete.

Die Tochter einer wohlhabenden Familie absolvierte ein Praktikum in Berlin und belegte Kurse an der Wiener Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt. Als Frau war sie dort nur zu Theoriekursen zugelassen. 1907, bereits drei Jahre nach ihrem Entschluss, eröffnete sie das Fotoatelier d’Ora im ersten Wiener Gemeindebezirk.

Sie machte sich innerhalb kürzester Zeit einen Namen mit außergewöhnlichen Porträtaufnahmen. Sie fotografierte viele Künstlerinnen und Künstler, Intellektuelle und Personen aus der Wiener Gesellschaft – bis hin zu Mitgliedern der Kaiserfamilie.

Für Mode hatte sie sich schon immer interessiert. Und auch den modernen Tanz suchte sie in ihren Fotografien einzufangen. Sie wurde international bekannt und übersiedelte 1925 nach Paris.

Die Bilder von Madame d’Ora, die Sie hier in der Ausstellung finden, spiegeln neue Auffassungen in den 1920er Jahren wider: Formen selbstbestimmter Weiblichkeit, geöffnetes Haar, der Bubikopf als Ausdruck der „neuen Frau“ kommen ins Bild – auch nackte Frauen. Diese sind nicht mehr allein Lustobjekte, sondern zeugen von einer Beschäftigung mit Körper und Gesellschaft. Madame d’Ora entwickelte eine eigene, prägende Bildsprache. In ihrem Atelier komponierte sie jedes Bild bis ins letzte Detail durch.

In Paris war 1940 die Wehrmacht einmarschiert, damit begannen auch hier Verfolgungen und Deportationen. Madame d’Ora war zum Christentum konvertiert, galt aber als Jüdin und musste fliehen. Sie lebte bis zum Kriegsende in einem Versteck in Südfrankreich. Viele ihrer Verwandten wurden in der Shoah ermordet.

Diese Erfahrungen prägten Madame d’Oras weiteres Schaffen. 1946 machte die Künstlerin zum ersten Mal dokumentarische Aufnahmen außerhalb von Ateliers. Sie fotografierte Flüchtlingslager in Österreich und das zerstörte Wien. Die radikale Änderung ihres Stils zeigte sich auch in einer späteren Fotoserie von Pariser Schlachthöfen.

Nach einem Autounfall 1959 verlor sie ihr Gedächtnis. Sie lebte danach in Frohnleiten in der Steiermark, wo sie vier Jahre später verstarb.

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